Nachruf: Die Kunstakademie Düsseldorf trauert um Professor Kasper König
Nachruf: Die Kunstakademie Düsseldorf trauert um Professor Kasper König
Die Kunstakademie Düsseldorf trauert um
Professor Kasper König
Er war an unserem Haus der erste Professor für Kunst und Öffentlichkeit. In diesem Rahmen organisierte er 1984 die weltweit wahrgenommene Ausstellung von hier aus in den Messehallen Düsseldorf. An der Seite von Professoren der Kunstakademie wie Nam June Paik und Joseph Beuys traten dabei Katharina Fritsch und Thomas Schütte noch als Studierende eine Weltkarriere an.
Kasper König hatte sich als Jugendlicher in den frühen 1960er Jahren nach New York in die neue Kunstmetropole durchgeschlagen und sich dann alles selbst beigebracht. Mit Pontus Hulten, Harald Szeemann, Rudi Fuchs und Jan Hoet bildete er die erste Generation unabhängiger Ausstellungsmacher, die das heutige Kuratorenwesen erfand. Entsprechend unkonventionell war seine Arbeitsweise.
1977 schuf er die Skulptur Projekte Münster, die er bis zuletzt leitete.
1981 gelang ihm mit Westkunst – Zeitgenössische Kunst seit 1939 in Köln die bis heute beste Ausstellung zu diesem Thema. Dies brachte ihm die Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf ein, wo er der erste Professor ohne Abitur und Hochschulabschluss war.
In den 1970er Jahren setzte er als Professor in Nova Scotia in Kanada durch eine Schriftenreihe zur Theorie der Gegenwartskunst mit Benjamin Buchloh, um 1980 gleichfalls langjähriger Lehrbeauftragter an der Kunstakademie, einen Meilenstein.
1987 warb ihn die Stadt Frankfurt am Main für die Städelschule ab, der er fünfzehn Jahre lang als Rektor mit globaler Ausstrahlung vorstand. Die von ihm gegründete und geleitete Ausstellungshalle Portikus avancierte zu einem der einflussreichsten Kunstorte schlechthin. In der Folge hat er, der als Experimentator galt, das Museum Ludwig in Köln aus einer schwierigen Ausgangslage seiner Vorgänger heraus dauerhaft konsolidiert und sich als außerordentlicher Museumsleiter erwiesen. Lediglich dass ihm, dem dreifachen Favoriten, die Leitung der documenta verwehrt blieb, bildete einen Wermutstropfen in seinem Leben.
Kasper König konnte blitzschnell Kunstwerke erfassen und eine Werkauswahl im Rekordtempo hinlegen. Mehr als alle anderen Mitglieder der ersten Generation unabhängiger Ausstellungsmacherinnen und Ausstellungsmacher bezog er stets jüngere und sehr junge Leute in seine Projekte ein, brachte ihnen Ausstellungsmachen von der Picke auf bei, lange bevor Kuratorenlehrgänge eingerichtet wurden, und verschaffte ihnen die Leitung von Biennalen und Kunsthallen. Bedingungslos verteidigte er die notwendige Autonomie der Künstlerinnen und Künstler gegenüber der Politik, der Öffentlichkeit und - auf den ersten Blick paradox – der Kunstvermittlung. Er konnte anecken und das machte ihm Spaß. Kunst war ihm eine Lebensaufgabe, untrennbar davon, dass man mit ihr seriös, aber unbedingt auch locker umzugehen habe.
Die Akademie wird ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.
(Professorin Donatella Fioretti)