close
15. Dezember 2025
15:00 – 17:00

Ein neuer Atelier- und Studienraum für Studierende mit Kindern an der Kunstakademie

Kinder gehören bislang eher selten zum alltäglichen Bild der Kunstakademie – abgesehen vom alljährlichen Rundgang. Elternschaft bleibt bei Studierenden mit Kindern häufig eine private Angelegenheit und findet in öffentlichen Kunst- und Akademiebiografien kaum Erwähnung. Gleichzeitig können Betreuungspflichten dazu führen, dass sie nur eingeschränkt am Atelier- und Klassenleben sowie an Kolloquien teilnehmen können. Denn Kleinkinder und die typischen Arbeitsmaterialien der Akademie – Terpentin, Bohrstaub, gefährliches Werkzeug und Ölfarben – lassen sich nur schwer miteinander vereinbaren. Mit der Einrichtung eines eigens dafür konzipierten Atelierraums wird nun ein zentraler Schritt in diese Richtung umgesetzt. Der neue Raum ermöglicht es Studierenden, gemeinsam mit ihren Kindern sicher und konzentriert künstlerisch zu arbeiten. Das Atelier Kind und Kunst dient als Arbeits- und Studienraum und schafft Rahmenbedingungen, die eine aktive und kontinuierliche Teilnahme am Akademieleben ermöglichen.

Die Realisierung dieses Raumes geht auf eine zentrale Forderung eines offenen Briefes zurück, den eine Initiative Studierender mit Kindern vor über einem Jahr an das Rektorat gerichtet hatte. Der Wunsch der Studierenden war, einen Raum zu schaffen, der von Eltern gleichzeitig mit ihren Kindern genutzt werden kann, um Austausch und gegenseitige Unterstützung zwischen Personen in ähnlichen Lebenssituationen zu fördern.

Unter der Leitung von Viviane Bonfanti, Architektin und künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin des Rektorats, und mit Unterstützung der Gleichstellungskommission sowie des Rektorats der Kunstakademie konnte dieses Projekt nun umgesetzt werden.

Ihr Entwurf wurde gemeinschaftlich an der Kunstakademie realisiert – in enger Zusammenarbeit mit der zentralen Einrichtung der Holzbildhauerei, der Verwaltung sowie mit Unterstützung engagierter Studierender. Am 15. Dezember 2025 wird der Raum im Rahmen einer kleinen Feier offiziell an die Studierenden übergeben.

Die Raumgestaltung folgt dem Grundgedanken maximaler Flexibilität und Mehrfachnutzung: Nahezu alle Elemente sind beweglich. Tische lassen sich sowohl zum Arbeiten als auch zum Spielen verwenden und können in verschiedenen Höhen eingestellt werden, Sitzmöbel können auch zu Wippen oder Höhlen werden.

Auch gestalterisch setzt der Raum ein sichtbares Zeichen. Der Fries der Akademiefassade spiegelt sich im Inneren wider – mit einem entscheidenden Unterschied: Anstelle der bekannten männlichen Künstlernamen erscheinen hier die Namen von weiblichen sowie queeren Kunstschaffenden, die Eltern waren oder sind und auf der Außenfassade schmerzlich vermisst werden. Selbst die Buchstaben bleiben beweglich, als Ausdruck eines offenen, veränderbaren und inklusiven Raums. Der Entwurf verweist zugleich auf die Bedeutung von Vorbildern, da künstlerische Praxis und Elternschaft – insbesondere für Frauen – historisch oft nur schwer vereinbar waren.

Das neue Atelier ist damit ein sichtbares Zeichen für eine Gleichstellungspolitik und Ausrichtung des aktuellen Rektorats unter Donatella Fioretti, das sich verstärkt der Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen an der Kunstakademie widmet.