Die Erfindung der Wirklichkeit

Photographie an der Kunstakademie Düsseldorf von 1970 bis heute

Die Photographie spielte in der jüngeren Geschichte der Kunstakademie Düsseldorf eine wichtige Rolle. Die Ausstellung in der „Akademie-Galerie“ dokumentiert zum ersten Mal eine Entwicklung, an der Professoren und Studenten beteiligt waren. Seit dem Beginn der siebziger Jahre finden sich immer häufiger photographische Positionen. Die Klasse von Joseph Beuys bildete ein Zentrum, zumal seine Aktionen photographisch dokumentiert wurden und viele seiner Editionen auf Photographien beruhten. Aus diesem Umkreis sind Imi Knoebel und Katharina Sieverding zu nennen. Mit der Berufung von Bernd Becher 1976 lieferte eine andere Sicht der Photographie neue, folgenreiche Impulse. Der dokumentarische Ansatz von Bernd und Hilla Becher verband sich mit dem konzeptuellen Geist der siebziger Jahre und inspirierte eine Reihe von Studentengenerationen.

Obwohl immer wieder das Etikett „Becher-Klasse" in Umlauf gebracht wird, handelt es sich bei den Fotografen um höchst individuelle Künstlerpersönlichkeiten, was in der Ausstellung deutlich sichtbar wurde. Namen wie Candida Höfer, Thomas Struth, Andreas Gursky, Axel Hütte, Boris Becker, Thomas Ruff, Jörg Sasse oder Thomas Demand stehen für unterschiedliche, ja oft gegensätzliche Konzepte. Neben dieser von heute aus als Hauptströmung wahrgenommenen Weiterentwicklung des Ansatzes von Bernd und Hilla Becher gab es eine Reihe weiterer wichtiger Positionen. Sigmar Polke hat eine andauernde photographische Tätigkeit verfolgt. Filme gedreht und seine Editionen häufig auf photographischer Basis geschaffen. Die Beziehung zwischen Malerei und Photographie hat Gerhard Richter ausgelotet und mit seinen Gemälden und Photographien neue Möglichkeiten für beide Gattungen eröffnet.

Konzeptuellles Denken und Photographie waren zusammen oft produktiv, wie die Werke von Klaus Rinke, Jan Dibbets, Gerhard Merz oder Christopher Williams zeigen. Von hier führen Wege zu einer künstlerischen Weiterarbeit, die die Grenzen der Gattungen überspringt und vermischt. Neben diesen prominenten Positionen wurden eine Reihe von bisher übersehenen Fotografen einbezogen, die mit der Kunstakademie in Verbindung standen. Aber auch einige Beispiele von Absolventen werden gezeigt, um zukünftige Entwicklungen anzudeuten.

Film und Video waren mit Beispielen u.a. von Ole John, Nan Hoover, Marcel Odenbach, Ulrike Rosenbach und Rosemarie Trockel vertreten. Ziel der Ausstellung war, die Ergebnisse einer ersten Bestandsaufnahme zu zeigen, die der enormen Vielfalt der Verwendung fotografischer Mittel an der Kunstakademie Düsseldorf gerecht wird. Zur Ausstellung erschien eine Dokumentation der ausgestellten Werke mit biografischen Angaben zu den Fotografen. Der Band enthält eine Einleitung von Siegfried Gohr und einen Essay von Hans Irrek. Der Katalogpreis beträgt 38 EUR.